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Zuletzt aktualisiert am 13.11.2024
Diese Webseite dient dazu, den aktuellen Stand und erste Ergebnisse der wissenschaftlichen Studie „Züri Can - Cannabis mit Verantwortung” zu präsentieren und wird monatlich aktualisiert. Die Analysen werden durchgeführt von der Forschungsgruppe Abhängigkeitserkrankungen der Psychiatrischen Universitätsklinik ZürichAddictive Disorder.
Am 22. März 2023 konnten die ersten Personen mit dem Aufnahmeprozess in die Studie beginnen. Ab dem 22. August 2023 können Studienteilnehmende legal Studiencannabis in ihrer Bezugsstelle erwerben. Gemäss der vorliegenden BAG-Bewilligung kann bis Oktober 2026 Studiencannabis erworben werden. Weitere Informationen zur Studie finden Sie im veröffentlichten Studienprotokoll (in englischer Sprache).
In den folgenden Abschnitten werden Informationen zum aktuellen Stand und Ergebnisse aus den anonymisierten Daten der Studie zu den Bezugsstellen und Studienteilnehmenden vorgestellt und graphisch illustriert.
Weitere Informationen zum Ablauf der Studie Züri Can sowie zur Anmeldung finden Sie auf der Website der Stadt Zürich Züri Can - Cannabis mit Verantwortung.
Studienteilnehmende können bei einer von insgesamt 21 Bezugsstellen legal THC-haltige Cannabisblüten (“Gras”) oder Cannabisharz (“Haschisch”) kaufen. Speziell an dieser Studie ist, dass drei unterschiedliche Arten von Bezugsstellen mit Interventionen zur Förderung eines risikoärmeren Cannabiskonsums untersucht werden (siehe Abbildung 1 zur Übersicht):
Zehn Apotheken sind in Zürich als Bezugsstelle aktiv. Die Mitarbeitenden der Apotheken verfügen über viel Expertise im Hinblick auf die gesundheitliche Beratung. Eine weitere Bezugsstelle ist das Drogeninformationszentrum (DIZ) der Stadt Zürich, welches als Kompetenzzentrum zur Förderung risikoärmeren Freizeitdrogenkonsums über langjährige Erfahrung und Wissen zur Prävention und Beratung im Umgang mit Cannabis verfügt. Als einziges Pilotprojekt mit Cannabis in der Schweiz hat die Studie Züri Can auch zehn Cannabis Social Clubs. Diese werden als nicht gewinnorientierte Vereine geführt und bieten in der Regel die Möglichkeit, Cannabis vor Ort mit anderen Studienteilnehmenden gemeinsam zu konsumieren und sich untereinander auszutauschen. Zudem organisieren die Social Clubs soziale Aktivitäten für ihre Mitglieder.
Insgesamt können an der Studie Züri Can rund 2100 Personen teilnehmen. Es nehmen deutlich mehr Männer als Frauen oder nicht-binäre Personen an der Studie Züri Can teil (Abbildung 2a). Eine solche Geschlechterverteilung war zu erwarten. Denn bei einer schweizweiten Online-Befragung, die Ende 2016 mit 3132 regelmässigen Cannabiskonsumierenden durchgeführt wurde, lag der Männeranteil bei 80.5% und der Frauenanteil bei 19.5% (Müller et al., 2023). In anderen Pilotprojekten der Schweiz (siehe auchBAG Liste bewilligte Projekte), gibt es bei den Studienteilnehmenden eine ähnliche Geschlechterverteilung.
Abbildung 2a: Geschlechterverteilung der aktuellen Studienteilnehmenden in Prozent.
Die Altersgruppe der 28- bis 32-jährigen Studienteilnehmenden ist in der Studie Züri Can derzeit am häufigsten vertreten (Abbildung 2b). Dennoch ist festzustellen, dass ein breites Altersspektrum an der Studie Züri Can teilnimmt. Das Durchschnittsalter beträgt rund 35 Jahre. Der Altersdurchschnitt ist etwas höher als in der schweizweiten Online-Befragung von 2016 wo das Durchschnittsalter bei 30.5 Jahren lag (Müller et al., 2023). In anderen Pilotprojekten, wurde bei den Studienteilnehmenden eine ähnliche Altersverteilung gefunden wie in der Studie Züri Can.
Abbildung 2b: Altersverteilung in Prozent der aktuellen Studienteilnehmenden in 5-Jahresgruppen.
Der grösste Teil der Studienteilnehmenden konsumiert vier Mal pro Woche oder häufiger Cannabis. Die Studienteilnahme scheint vor allem für Personen mit häufigem Konsum attraktiv zu sein. Dennoch nehmen auch Personen an der Studie teil, die nur wenige Male im Monat Cannabis konsumieren. Dies wird es uns ermöglichen, Personen mit unterschiedlichen Konsumgewohnheiten in unserer Studie zu vergleichen. Die Abbildung 3 zeigt eine Übersicht über die Konsumhäufigkeit der Teilnehmenden in den sechs Monaten bevor sie Studiencannabis beziehen konnten.
Abbildung 3: Konsumhäufigkeit der aktuellen Studienteilnehmenden in den vergangenen 6 Monaten in Prozent.
Wie auch bei anderen Substanzen mit berauschender Wirkung, wie z.B. Alkohol, hat nicht jede Person, welche Cannabis konsumiert, einen problematischen Konsum1. Viele Personen, die Cannabis konsumieren, tun dies ohne schwerwiegende gesundheitliche oder soziale Folgeschäden (Marmet & Gmel, 2017). Bei einem Teil der Konsumierenden kann es jedoch zur Entwicklung einer Cannabisgebrauchsstörung (engl. Cannabis Use Disorder, CUD) kommen, definiert durch das Diagnostische und Statistische Manual Psychischer Störungen (DSM 5). Eine Cannabisgebrauchsstörung liegt vor, wenn ein starker Wunsch besteht Cannabis zu konsumieren (sogenanntes «Craving»), selbst wenn bereits schädliche Folgen vorliegen (Hoch & Gantner, 2019). Auch Toleranz bezüglich der Wirkung, verminderte Kontrollfähigkeit des Konsums, Vernachlässigung anderer Vergnügungen oder Entzugssymptome bei Absetzen der Substanz (z. B. Stimmungsschwankungen, Unruhe, starkes Schwitzen) können auftreten. Es sind 10 – 30% derjenigen, die regelmässig Cannabis konsumieren, betroffen (Leung et al., 2020). Eine Cannabisgebrauchsstörung geht mit einem erhöhten Risiko für gesundheitliche und soziale Probleme einher (Hall et al., 2016; Leung et al., 2020).
Wie in Abbildung 4 ersichtlich, gab es bei ca. einem Viertel der Studienteilnehmenden in der Studie Züri Can Hinweise auf eine Cannabisgebrauchsstörung, bevor sie Zugang zu Studiencannabis hatten. Dies wird mittels einem dafür entwickelten Screening-Fragebogen, dem sogenannten Cannabis Use Disorder Identification Test (CUDIT) erfasst (Adamson et al., 2010), welcher bei einem Summenwert von 13 oder mehr Punkten auf eine Cannabisgebrauchsstörung hinweist (Annaheim et al., 2010). Auch in anderen Studien fanden Forschende ähnliche Zahlen für die Häufigkeit einer Cannabiskonsumstörung bei Personen, die regelmässig Cannabis konsumieren (Leung et al., 2020; Marmet & Gmel, 2017).
Durch eine regulierte Abgabe von Cannabis können Rahmenbedingungen geschaffen werden, die einen risikoärmeren Cannabiskonsum fördern. Insbesondere Cannabiskonsumierende, welche einen problematischen Konsum aufweisen, erhalten einen einfacheren Zugang zu Beratungs- und Behandlungsangeboten, z. Bsp. durch die studienärztlichen Ansprechspersonen. Das Verkaufspersonal der Bezugsstellen wurde im Hinblick auf die Beratungs- und Präventionsförderung speziell geschult, damit eine individuelle zielgerichtete Beratung möglich wird. Da Studienteilnehmende ihr Studiencannabis immer bei der gleichen Bezugsstelle kaufen, kann über die Zeit ein engeres Vertrauensverhältnis entstehen, in dem auch problematische Entwicklungen erkannt und thematisiert werden können.
_____________________Studiencannabis wird von den Bezugsstellen direkt bei den Produzenten eingekauft. Die angebotenen Produkte und deren Preise sind bei allen Bezugsstellen gleich und werden von der Studienleitung vorgegeben. Das Angebot an Studiencannabis beinhaltet verschiedene Produkte, sowohl Cannabisblüten als auch Haschischprodukte. Dabei gibt es gesetzliche Vorgaben, welche eine hohe Qualität der Produkte sicherstellen. So müssen die Anbaumethoden der landwirtschaftlichen Praxis für Heilpflanzen entsprechen sowie Schweizer Bio-Qualität vorweisen.
Zu Verkaufsbeginn wurden fünf verschiedene Cannabisprodukte mit unterschiedlichen THC-/CBD- Gehalten und verschiedenen Genotypen angeboten, darunter drei Blütenprodukte und zwei Haschprodukte. In Zukunft wird sich das Angebot des Studiencannabis auf dreizehn unterschiedliche Produkte erweitern, wovon zehn Blütenprodukte und drei Haschprodukte sein werden (Tabelle 1).
Art | Name | Ratio THC:CBD* | Genotyp |
---|---|---|---|
Hasch | Sour Pollen | 20%:5% | Hybrid, Sativa dominant |
Hasch | Jura Gold | 20%:5% | Hybrid, Sativa dominant |
Hasch | Grand Marais | 15%:10% | Hybrid, Sativa dominant |
Blüten | Wedding Cake | 20%:0% | Hybrid, Indica dominant |
Blüten | Blue Dream | 18%:0% | Hybrid, Sativa dominant |
Blüten | Super Lemon Haze | 15%:0% | Hybrid, Sativa dominant |
Blüten | Cleopatra's Milk | 14.5%:0% | Hybrid, Indica dominant |
Blüten | Cairo Dessert | 12%:0% | Hybrid, Sativa dominant |
Blüten | Apricot Mimosa | 9%:8% | Hybrid, Indica dominant |
Blüten | Tropical Tonic | 6%:9% | Hybrid, Indica dominant |
Blüten | Sour Diesel | 6%:12% | Hybrid |
Blüten | Ciskei | 5%:7% | Sativa |
Blüten | Amnesia | 5%:9% | Hybrid, Sativa dominant |
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Adamson, S. J., Kay-Lambkin, F. J., Baker, A. L., Lewin, T. J., Thornton, L., Kelly, B. J., & Sellman, J. D. (2010). An improved brief measure of cannabis misuse: the Cannabis Use Disorders Identification Test-Revised (CUDIT-R). Drug and alcohol dependence, 110(1-2), 137-143.
Annaheim, B., Scotto, T. J., & Gmel, G. (2010). Revising the Cannabis Use Disorders Identification Test (CUDIT) by means of item response theory. International journal of methods in psychiatric research, 19(3), 142-155.
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Gmel, G., Kuendig, H., Notari, L., Gmel, C., & Flury, R. (2017). Suchtmonitoring Schweiz: konsum von Alkohol, Tabak und illegalen Drogen in der Schweiz im Jahr 2016. Lausanne: Sucht Schweiz.
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